Stand 09.07.2018

Schlafstörungen

Insomnien, Hypersomnien, Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus, Parasomnien


Normales Schlafverhalten – alters- und geschlechtstypische Abwei­chungen – Einschlafstörungen – Durchschlafstörungen – Früherwa­chen – Insomnien – Hypersomnien – Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus – Parasomnien (z. B. Albträume, nächtliches Aufschrecken, Schlafwandeln) – ruhelose Beine – nächtliche Muskelzuckungen – Schlafdefizit – gestörte Tagesbefindlichkeit – die häufigsten Ursa­chen: organisch, seelisch, psychosozial, erblich usw. – körperliche Schlafstörungs-Ursachen wie Atemwegs-, Herz-Kreislauf- oder de­generative Erkrankungen, hormonelle, endokrine und metabolische Störungen etc. – seelische und psychosoziale Ursachen: Angst-, Ess- und substanz-bedingte Störungen, Demenz, Depressionen, manische Hochstimmung, schizophrene Psychose, aktivierende Rauschdrogen und Arzneimittel u. a. – primäre Schlafstörungen: Hypersomnien, Narkolepsie, Schlaf-Apnoe- und Restless-Legs-Syndrom usw. – Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus: Schichtarbeit, abendlicher Fernseh-Konsum, Disco-Besuche, Flugreisen u. a. – Parasomnien: Schlafwandeln (Somnambulismus), Albträume, Pavor nocturnus, Bruxismus (Zähneknirschen), Enuresis nocturna, Schlaftrunkenheit u. a. – Möglichkeiten und Grenzen von Diagnose, Therapie und Prä­vention – u.a.m.

Der Mensch verschläft ein Drittel seines Lebens: nahezu 3.000 von den 8.760 Stunden eines Jahres, mehr als 24 Jahre im Durchschnitt eines menschlichen Daseins.

Doch Schlafstörungen nehmen zu. Man spricht von mindestens jedem Vierten, der über zu wenig Schlaf klagt: Frauen mehr als Männer, Ältere mehr als Jüngere, Tendenz steigend.

Zu den Schlafstörungen gehören jedoch nicht nur Ein- und Durchschlafstörungen sowie Früherwachen, die Insomnien. Dazu zählen auch die so genannten Hypersomnien, also die abnorme Tagesschläfrigkeit, das Schlaf-Apnoe-Syndrom und die Narkolepsie. Ferner Störungen des Schlafrhythmus (z. B. Schichtarbeit oder unvernünftige Lebensweise) sowie die Parasomnien (z. B. Albträume, nächtliches Aufschrecken, Schlafwandeln). Nicht zu vergessen die ruhelosen Beine oder gar Muskelzuckungen in der Nacht, die immer mehr Menschen betreffen. Kurz: Der gestörte Schlaf ist mehr als nur das allseits bekannte Schlaf-Defizit.


Schlafstörung als Schlafdefizit

Mehr als die Hälfte dieser so genannten Insomnien sind nach Ansicht der Experten so schwerwiegend, dass eine Behandlung unabdingbar sein sollte, denn die Konsequenzen für den nächsten Tag werden immer folgenschwerer (siehe unten). Dabei leiden drei Viertel schon länger als ein Jahr. Doch in den meisten Fällen wird dies nicht einmal dem Hausarzt gestanden. Dabei unterscheidet man:


Die häufigsten Ursachen einer Schlafstörung

Bei etwa je einem Drittel der Betroffenen geht die Schlafstörung auf

Was heißt das?

Über die häufigsten körperlichen Ursachen einer Schlafstörung informiert die nachfolgende Übersicht (in Fachausdrücken und alphabetischer Reihenfolge):

Genauso häufig, wahrscheinlich sogar öfter, wenngleich meist unerkannt bzw. anerkannt(!) sind seelische und psychosoziale Ursachen von Bedeutung, nämlich (Auswahl):

Angststörungen, Demenz, Depressionen, Ess-Störungen, manische Hochstimmung, schizophrene Psychose u. a.

Ein gern verdrängtes, weil leider auch nicht immer befriedigend lösbares Problem sind die so genannten substanz-induzierten Schlafstörungen - oder kurz: Schlaflosigkeit durch Arzneimittel.

Tatsächlich kann eine nicht geringe Zahl so genannter zentralnervös wirksamer Substanzen als unerwünschte Nebenwirkung Schlafstörungen auslösen. Das gilt zwar auch für Rauschdrogen, doch dort weiß man wenigstens was zu tun ist (aufhören). Was aber soll man machen, wenn man auf bestimmte Arzneimittel nicht verzichten kann - und dafür mit Schlafstörungen bezahlen muss?

Hier ist eine enge Zusammenarbeit zwischen dem jeweiligen Facharzt (z. B. Orthopäden, Internisten) und einem in Schlafstörungen kundigen Psychiater unerlässlich. Nicht immer müssen nämlich die schlafstörenden Medikamente abgesetzt werden; manchmal reicht eine Dosis-Reduktion bzw. die Verlegung von den Abendstunden in den Vormittag, wenn dies möglich ist.

Nachfolgend die wichtigsten Arzneimittel mit möglicherweise schlafstörender Wirkung (wieder in Fachausdrücken und alphabetischer Reihenfolge):


Was kann man tun?

Die Therapie der Schlafstörung ist einfach und schwer zugleich. Einfach, weil man im Grunde mit einer Schlaftablette erst einmal weiterkommt – aber eben nur fürs Erste. Schwieriger, weil bei den seelischen und organischen Auslösern das Grundleiden behandelt werden muss, und zwar erfolgreich, sonst führen die Schlafstörungen in einen Teufelskreis. Besonders problematisch sind „chemisch ausgelöste Schlafstörungen“, was eine enge Zusammenarbeit zwischen den einzelnen medizinischen Fachbereichen erfordert.


Primäre Schlafstörungen

Am problematischsten aber sind häufig die so genannten „primären Insomnien“, bei denen sich weder eine körperliche, noch seelische oder medikamentöse Ursache finden lässt. Hier sollte man auf jeden Fall einen Schlaf-Experten aufsuchen, und das bedeutet in der Regel ein Schlaflabor (von denen es aber inzwischen immer mehr gibt).

Im Nachfolgenden geht es um Schlafstörungen, die sich vor allem durch eine gesteigerte Müdigkeit und Einschlafneigung während des Tages äußern. Und um ungewöhnliche Ereignisse während des Schlafes oder an der Schwelle zwischen Wachsein und Schlaf.

Es gibt nicht nur ein Zuwenig, es gibt auch ein Zuviel an Schlaf. So etwas nennt man eine Hypersomnie. Eine solche krankhafte Schläfrigkeit am Tage mit ggf. unwillkürlichen Einschlafattacken ist in der Mehrzahl organisch begründet. Hier sollte man den Arztbesuch nicht hinauszögern. Was gehört dazu?

nachts unruhiger Schlaf mit lautem und unregelmäßigem Schnarchen und immer wieder auftretenden Atempausen (die nur der Bettpartner registriert). Tags dafür erhöhte Schläfrigkeit mit (vor allem morgendlicher) Abgeschlagenheit, dumpf-diffusen Kopfschmerzen, Mundtrockenheit, Leistungsknick, Libido- und Potenzstörungen sowie einer Wesensänderung mit ggf. intellektuellem Leistungsverfall. Zusätzliche Symptome sind oft Adipositas (Fettsucht), Hochdruck und Herzrhythmusstörungen.

Außerdem irritieren noch sonderbare Zusatz-Symptome: Dazu gehören kataplektische Attacken mit plötzlicher Erschlaffung der Muskeln bei vollem Bewusstsein (von den Gesichtszügen bis zu den Beinen). Auch drohen so genannte hypnagoge Halluzinationen, d. h. lebhafte Sinneswahrnehmungen, meist optischer Art, die aber zu erheblichen Angst- und Schreckreaktionen führen können. Noch schlimmer ist die Schlafparalyse, bei der sich die Patienten nach dem Erwachen für einige Sekunden bis Minuten nicht mehr bewegen, ja nicht einmal ein Wort herausbringen können. Man kann sich vorstellen, was das für Patient und Angehörige, Freunde und Mitarbeiter bedeutet.

Schlafprobleme entstehen auch dadurch, dass das individuelle Schlaf-Wach-Muster nicht mit dem erwünschten Schlaf-Wach-Rhythmus übereinstimmt. Nun sollte man meinen, dass die Natur, d. h. die physiologischen Schlafbedingungen Vorrang haben. Aber nicht für bestimmte Berufe. Und auch nicht für den „modernen Feierabend“ und das Vergnügungsmuster der jungen Generation.

Am meisten Aufsehen erregen die so genannten Parasomnien. Das sind abnorme Ereignisse, die entweder während des Schlafs oder an der Schwelle zwischen Wachsein und Schlafen auftreten. Was gehört dazu?


Schlussfolgerung: Schlafstörung ist nicht gleich Schlafstörung

Nicht alle Schlafstörungen sind mit einem Schlaf-Defizit verbunden. Und viele haben nicht nur seelische, sondern auch körperliche, ja medikamentöse Ursachen. Und eine wachsende Zahl der Betroffenen leidet nicht an zu wenig, sondern an zu viel Schlaf, besonders zur falschen Zeit. Und das ist nicht nur lästig, es kann auch gefährlich werden.

Es sollten also viel mehr zu der Erkenntnis gelangen: hier muss ich was tun. Und das ist der Gang zum Hausarzt, der dann ggf. den Facharzt bzw. das Schlaflabor hinzuzieht. Ein Schritt der sich lohnt, gemessen an den seelischen, körperlichen und psychosozialen Konsequenzen einer Schlafstörung, insbesondere was Lebensqualität und Leistungsfähigkeit anbelangt.